Urban Art

Urban Art

Was ist überhaupt Urban Art? Mit den drei Worten „schnell, direkt, urban“ lässt sich die mobile Kunstbewegung des 21. Jahrhundert beschreiben. Keine Kunstbewegung entspricht dem digital geprägten Leben so sehr wie die Straßenkunst. Selbst der Papst ist seit 2014 im traditionellen Rom als Street-Art-Kunstwerk zu bewundern. Als Street Art werden verschiedene, nichtkommerzielle Formen von Kunst im öffentlichen Raum bezeichnet, die nach der Absicht der Verursacher durchaus dauerhaft dort verbleiben sollten. Unter Street Art versteht man selbstautorisiert angebrachte Zeichen aller Art im urbanen Raum, die mit einem weiteren Personenkreis kommunizieren wollen. Die engere oder weitere Auffassung des Begriffes Street Art ist an deren kommerzielle Verwertbarkeit geknüpft. In Gegensatz zum Graffiti überwiegt oft der Bildteil, und nicht das kunstvolle Schreiben/Malen des eigenen Namens.
Wie im Fall der meisten Jugendkulturen nahmen sich im Laufe der letzten Jahrzehnte unterschiedlichste (staatliche, kommunale, kirchliche und private) Institutionen der Street-Artisten an, deren Beweggründe ebenso vielseitig waren und sind wie ihre Hintergründe. Jugendzentren und Kulturhäuser sahen sich spätestens ab dem Moment mit Urban Art als Problem konfrontiert, als verärgerte Nachbarn und die alarmierten Behörden zu der Erkenntnis gelangt waren, dass immer in den Nächten nach den HipHop-Abenden besonders viele neue Tags die Straßen zierten. SozialarbeiterInnen und StreetworkerInnen hatten vermehrt mit Jugendlichen zu tun, die bei ihren nächtlichen Umtrieben mit dosengefüllten Rucksäcken von der Polizei aufgegriffen wurden und Sozialstunden, aber teilweise auch Bewährungsstrafen oder Jugendhaft aufgebrummt bekamen. Doch die traditionell illegale Underground-Kultur bildete nicht nur eine Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen und Subszenen aus. Es etablierten sich – in einem bisweilen spannungsgeladenen Nebeneinander – im Lauf der Jahrzehnte auch eine Reihe von Jugendkulturen mit Urban Art-Bezug, die sich hauptsächlich im legalen oder zumindest geduldeten Bereich ausleben. Für deren Entwicklung waren und sind nicht selten die Bemühungen seitens lokaler Jugendclubs und Kulturzentren ausschlaggebend, die den als deviant verrufenen Jugendlichen und ihren Praktiken Räume Graffiti bzw. Urban Art in der Jugendsozialarbeit und damit auch Anreize zum Weitermachen boten.
Jene jugendkulturelle Ausdrucksformen und ihr Platz in der Jugend- und Kulturarbeit sind vielfältig und verändern sich schnell. Unabhängig von jeweils aktuellen Trends stellen sich für die professionellen Akteure aus der Jugend- und Kulturarbeit dabei unterschiedliche Fragen: Wie kann es gelingen, die jugendkulturellen Strömungen besser zu verstehen und den Überblick zu behalten? Welche Möglichkeiten gibt es, diese aufzugreifen sowie dafür notwendige Rahmenbedingungen zu bieten, ohne die kreativen Ausdrucksweisen der Jugendlichen zu vereinnahmen und pädagogisch zurechtzustutzen? Gibt es Anknüpfungspunkte für weitergehende Bildungsprozesse?
Welche Haltung auf Seiten der Pädagogen und Pädagoginnen ist nötig, um einerseits offen für Impulse zu bleiben, andererseits aber nicht nur den Zielgruppen „hinterherzuhecheln“?
In dieser Konzeption soll im Hinblick auf die hier vorgestellten Urban Artprojekte die Situation der Urban Art-Sozialarbeit im deutschsprachigen Raum kurz nachgezeichnet und damit eine Grundlage für zukünftigen Urban Art-Projekten bei Jugendhilfe Individuell geschaffen werden.
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